„Glauben wachhalten und Hoffnung anbieten“: Geistlicher Leiter wurde zum Diakon eingesegnet

31.05.24

Geistlicher Leiter der Diakonie Leipziger Land zeigt seine Diakonen-Anstecknadel

Tobias Jahn kann sich neuerdings eine besondere Anstecknadel ans Revers heften. Sie zeigt ein Kreuz und „D“ für Diakon. Als solcher wurde der Geistliche Leiter der Diakonie Leipziger Land kürzlich im Ev.-Luth. Diakonenhaus Moritzburg eingesegnet. Im Interview spricht er über den Schatz dieser Gemeinschaft und erste Früchte seiner mühsamen, aber schönen Arbeit im Auftrag des Herrn.

Diakonie Leipziger Land: Ihre Ausbildung in Moritzburg als Diplom-Religionspädagoge haben Sie im Jahr 1996 abgeschlossen. Warum sind Sie erst jetzt Teil der dortigen Diakonen-Gemeinschaft geworden?

In den 90ern war bekanntlich alles im Umbruch. Das Diakonenhaus wurde zum Träger einer staatlich anerkannten Hochschule, erstmals wurden auch Frauen für Ausbildung und Studium zugelassen und die ursprüngliche Brüderschaft musste sich als Gemeinschaft neu finden. Auch hat die Ev.-Luth Landeskirche meiner Meinung nach nur bedingt den Schatz erkannt, den sie in Moritzburg hat. Das neue Diakonengesetz, was nach langer Zeit nun endlich vorliegt, ermöglicht Diakoninnen und Diakonen auch die öffentliche Wortverkündigung, also das Halten von Gottesdiensten und das Spenden des Abendmahls. Ein überfälliger Schritt, der das Diakonen-Amt würdigt und noch aktiver in den kirchlichen Dienst einbindet.

Die genannten Aufgaben durften Sie wegen einer Prädikantenausbildung auch ohne Diakonen-Titel ausüben. Warum haben Sie sich nun zusätzlich noch in Moritzburg einsegnen lassen?

Als Moritzburger Diakon bin ich damit Teil einer geistlichen Gemeinschaft und eines größeren Ganzen, wo man Heimat findet und füreinander da ist. Es gibt regelmäßige Treffen, guten Austausch und andere Initiativen. Das alles ist ein großer Schatz! Rund 550 Brüder und Schwestern – beauftragt zum Dienst in Wort und Tat in der Nachfolge Jesu – sind im Glauben gemeinsam unterwegs. Moritzburg ist viel mehr als eine geografische Angabe. Beim Einsegnungsgottesdienst brachten das Studentinnen und Studenten zum Ausdruck, als sie „Einmal Moritzburg, immer Moritzburg“ riefen. Die Zeit an der Hochschule prägt meine Arbeit und mich bis heute. Ich bin dankbar für meine Ausbildung und kann als Teil der Gemeinschaft etwas zurückgeben.

Was macht für Sie das Amt aus und was bedeutet es für Ihre Arbeit?

Diakone sollen – wie übrigens alle Christinnen und Christen – den Menschen in Wort und Tat dienen, und damit ein Beispiel für den Glauben sein. Auftraggeber dafür ist Jesus selbst. Für meine tägliche Arbeit bei der Diakonie ändert sich durch die Einsegnung an sich wenig, ich verstehe sie mehr als größeren Rahmen. Nach 28 Jahren in und für Kirche und Diakonie ist die Einsegnung zum Diakon für mich ein erneutes, bewusstes „Sich-in-den-Dienst-Stellen“.

Einsegnung Geistlicher Leiter zum Diakon

Als Geistlicher Leiter sind Sie seit 2018 unterwegs. Worin besteht Ihre Hauptaufgabe?

Mein Ziel ist, unsere insgesamt fast 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitzunehmen in das, was Diakonie im Kern ausmacht und trägt, also den christlichen Glauben. Ich möchte dazu beitragen, dass die Mitarbeitenden spüren, dass sie für ein kirchliches Unternehmen arbeiten, vielleicht auch ahnen und im besten Fall wissen, was das bedeutet. Gemeinsam geistliches Leben ermöglichen, Ermutigung zusprechen, Herzen bilden, das Evangelium, also die Frohe Botschaft weitersagen und Menschen dazu sprachfähig machen – das ist eine mühsame und kleinteilige, aber sehr schöne Arbeit.

Inwieweit sind Früchte sichtbar?

Die Corona-Pandemie hat mich natürlich etwas ausgebremst, aber inzwischen bin ich wieder regelmäßig vor Ort. Am Anfang waren meine Angebote – zum Beispiel Team-Andachten in den Einrichtungen – für viele ungewohnt. Inzwischen sind sie gut besucht und werden freudig erwartet, viele bedanken sich sogar dafür. Ganz konkret sichtbar haben wir zum Beispiel Plakate zum Kirchenjahr auf den Weg gebracht oder eine Aussegnungskarte für die Altenhilfe. Darüber hinaus hat sich geistlich viel entwickelt: etwa ein Diakonischer Hauskreis als Folgeangebot nach dem Besuch eines Glaubenskurses, Diakonie-Gottesdienste, Fortbildungen, Tankstellentage, Einführungskurse oder gemeinsames Pilgern – das prägt Menschen, die dann wieder auf andere und damit die Diakonie wirken.

Viele dürften über ihre Arbeitgeberin überhaupt das erste Mal in Kontakt mit dem christlichen Glauben kommen.

Im Kirchenbezirk gibt es gut 30.000 ev.-luth. Christinnen und Christen, das entspricht etwa zwölf Prozent der Bevölkerung im Landkreis. Bei der Diakonie Leipziger Land liegt die Quote immerhin bei knapp 40 Prozent. Wer eine Leitungsfunktion ausübt und Teams prägt oder – etwa im Kindergarten – auch andere im Glauben unterweist, sollte neben Professionalität und persönlicher Eignung auch eine Verankerung im Glauben mitbringen. An diesem Anspruch halten wir bewusst fest, auch in Zeiten von Säkularisierung und Personalmangel. Bei der Inneren Mission in der DDR soll es übrigens eine ähnliche Quote gegeben haben. Die Herausforderung war schon immer da, ich sehe sie auch als große Chance.

„Innere Mission bekommt da mit Blick auf die Beschäftigten eine ganz neue Bedeutung.

Der Ur-Gedanke der Diakonie besteht ja nicht nur darin, Bedürftigen zu helfen, sondern ihnen auch Hoffnung und die frohe Botschaft anzubieten. Als Diakonie haben wir die Gelegenheit, den Glauben auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wachzuhalten. Ihnen Kraft zum Leben anzubieten und sie zu ermutigen, dem Licht mehr zu trauen als der Dunkelheit, eine Ahnung davon zu bekommen, was es heißt, geliebt und angenommen zu sein – daran arbeite ich mit ganzem Herzen, als Geistlicher Leiter und Diakon.

Vielen Dank für das interessante Gespräch und Gottes Segen für die weitere Arbeit!